Samstag, 6. Dezember 2014

2.3 Mit dem Nachtzug nach Johannesburg .. Teil 2

Im zweiten Versuch bekam ich dann im Speisewagen auch ein paar Sandwiches und konnte gestärkt zurück zu meinen Mitreisenden ins Compartment 11 B gehen. Schnell war klar das ich ein "German" sein musste, Mr. Robertsen sagte, er hätte es an der "wrong word order" erkannt :-)

Also in so einem Zugabteil, mit der Aussicht auf 26h Gemeinsamkeit, kommt es unwillkürlichdazu, das sich gegenseitig große Teile der Lebensgeschichte erzählt werden.

Mr. Ali ist 74, nie beim Doktor -wie er mehrfach betonte- und hat als Tischler/Möbelbauer gearbeitet. Dabei hat er auch die eine oder andere Fingerkuppe in den Maschinen gelassen. Er hat seine Freu vor ein paar Jahren verloren und lernt nun mit großer Begeisterung kochen und backen. In Kapstadt hat er eine seiner Töchter besucht und sich für die Reise einige Vollwert-Koch- und Backbücher mitgenommen. Das Rauchen und Trinken hat er vor vielen Jahren aufgegeben. Nun besucht er regelmäßig seine 4 Kinder, 15 Enkelkinder und seit kurzem auch 4 Großenkelkinder. Ein Sohn und seine Söhne wohnen seit kurzem wieder in seinem Haus, weil die Ehe des Sohnes wohl nicht so glücklich ausging.

Er freut sich über den Trubel im Haus, nur kann er sich dadurch weniger seiner Leidenschaft widmen und zeigt mir das kleine Döschen mit den blauen diamantförmigen Tabletten und den Kondomen. Hr. Ali ist ein "Ladiesman" und das kann man bei jeder Frau die an unserem Abteil vorbeizieht beobachten. Wenn er nicht bei uns im Abteil sitzt und uns Dinge aus seinem Leben erzählt flirtet er sich von Abteil zu Abteil.

Mr.Robertsen ist 68 und hat schon so einige Malässen. Sein Pillenbeutel ist sehr dick, enthält aber keine blauen, soweit ich das erkennen kann. Er ist mit 23 Jahren -also irgendwann in den 70ern- über nacht, und ohne seine Famillie darüber zu informieren, nach Australien ausgewandert, und dort sein Glück gefunden. Wie das genau aussieht hat er nicht genau gesagt, Mr. Robertson kann lange und klug über viele Dinge elaborieren, auch über Rosetta und den Lander Philae war er erstaunlich genau informiert. Aber wenn es zu persönlich wird, schweift er schnell ab und bringt ein neues unverbindliches Thema auf den Tisch. Er war wohl auch verheiratet und wurde geschieden und hat wohl auch Kinder, mehr wurde dazu aber nicht gesagt.

Nun ich will hier auch nicht über jedes Detail berichten. Die Fahrt war lang und die es gab viele mehr oder weniger lange Konversationen. Das liebe ich am Bahnfahren in fremden Ländern, die Menschen sind da noch mehr Gesprächsbereit als in den husch husch ICE -ich bin so schnell gestresst- Zügen in Deutschland.

Bis zum Sonnenuntergang zog eine immer bergiger werdende Landschaft mit eingeworfenen Weinäckern am Abteilfenster vorbei und als es Dunkel wurde war es wirklich Dunkel. Draussen gab es nichts mehr zu sehen und irgendwann wurden die Betten gebaut und ich hatte leider ein Bett oben. Es war ziemlich eng und unbequem. Also war die nacht eher unruhig und wenig erhohlsam.



Gegen sieben wachten wir an einem Bahnhof auf halber Strecke auf und Mr. Robertsen stelle fest, das wir bereits mehr als 3 Stunden Verspätung hätten. Im laufe des Vormittags wurden es bald 4 dann 5 Stunden Verspätung. Irgendwann gegen Mittag bekamen wir eine Nachricht das im nächsten Bahnhof Busse bereitstehen würden um die Passagiere nach Johannesburg zu bringen. Mit dem Bus würden wir viel schneller ankommen als wenn wir im Zug bleiben würden, hiess es.
Ich war ja skeptisch das es wirklich Busse am nächsten Bahnhof geben würde, aber ja, es waren Busse da und die brachten uns innerhalb von 2 h nach Joburg, und so war die Gesamtverspätung am Ende nur knapp 3 Std. Mr. Ali, der diese Strecke häufig fährt, wusste von Verspätungen von über 7 h zu berichten.

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